Impfung zeigte Wirkung

Mykoplasma synoviae bei Legehennen

Auf einem Legehennenbetrieb verursachte der Erreger Mykoplasma synoviae (MS) große Probleme. Über die Erfahrungen mit dem Einsatz eines MS-Lebendimpfstoffs wird hier berichtet.

Mykoplasma synoviae (MS) ist ein in Geflügelbeständen weit verbreiteter Erreger. U. a. leiden MS-positive Herden schwerer an viralen Atemwegserkrankungen als MS-freie Bestände. Grundsätzlich unterscheiden sich die verschiedenen Mykoplasmenstämme durch ihre krankmachenden Eigenschaften. In Kombination mit nicht optimalen Umweltbedingungen oder anderen Infektionen kann in den betroffenen Herden ein therapeutischer Einsatz von Antibiotika notwendig werden. Da es gilt, antibiotische Behandlungen zu reduzieren, rücken auch MS-Infektionen mehr und mehr in den Fokus tierärztlicher Betrachtungen. Im Folgenden sollen Erfahrungen mit der Impfung von Junghennen geschildert werden.

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Tierarztpraxis und Labor MMT, Köthen

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Einige Symptome wiesen auf eine MS-Infektion hin

artikel1Die hier betrachtete Produktionsfarm besteht aus fünf Ställen. Die Junghennen werden von verschiedenen Aufzüchtern bezogen und in drei verschiedenen Altersstufen
gehalten. Folgende Auswirkungen der MS-Infektion waren zu beobachten: Zu Beginn der Legetätigkeit wies eine zunehmende Anzahl von Tieren Entzündungen der Zehengelenke auf (Bild A). Hinzu kamen rezidivierende (= in Abständen wiederkehrende) durch E. coli hervorgerufene Eileiterbauchfellentzündungen. Außerdem waren die Eischalen an den stumpfen Polen verändert: Die Schalenoberfläche dieser dunkleren aufgerauten Kreise erinnern an Sandpapier, weshalb der Legehennenhalter diese Eier als Sandkopfeier bezeichnete. (Bild B).

Da die Schalen der betreffenden Eier nicht nur solche Farb- und Oberflächenveränderung aufwiesen, sondern auch dünner waren, kam es zu vermehrtem Bruch der Eier auf dem Förderband und einem erhöhten Anteil an aussortierten Eiern (B-Klasse oder Sekundaware). Mittels Blut- und PCR-Untersuchungen wurde zu Beginn der Produktion eine MS-Infektion nachgewiesen. In Zusammenarbeit mit dem Impfstoffvertreiber wurde dieser MS-Stamm in einer deutschlandweiten Studie näher charakterisiert. Anhand des Erbguts wurde ermittelt, ob es verwandtschaftliche Beziehungen zwischen einzelnen nachgewiesenen MSStämmen gibt. Dazu wurden die Sequenztypen (ST) bestimmt. In unserem Fall war es der ST52. Dieses Isolat ist auch in zwei weiteren Legehennenbeständen in anderen Bundesländern gefunden worden. Die Recherche ergab, dass es keinerlei betriebliche Kontakte zwischen den drei Tierhaltern gab.

Impfstoff wird über die Augen appliziert

artikel-cUm den geschilderten Auswirkungen der MS-Infektion zu begegnen, wurde ein MS-Lebendimpfstoff (MS-H, Fa. Bioproperties Pty Ltd) eingesetzt, der bei einmaliger Applikation über die Augen (Bild C) einen lang anhaltenden Schutz bieten soll. Der temperatursensitive MS-H-Impfstamm kann sich nicht im Blutsystem vermehren, da die Körpertemperatur der Vögel 41 °C beträgt. Das Impfbakterium bleibt jedoch auf der kälteren Luftröhrenschleimhaut und führt dort konstant zu einer lokalen Immunantwort (Immunglobulin A- = IgAProduktion) gegen MS. Bei Lebendimpfstoffen kann man eine Ausbreitung des Impfstammes auf ungeimpfte Tier nie ganz ausschließen. Deshalb sollte dies überprüft werden. Dazu wurden in eine am Aufzuchtende geimpfte Herde in einem abgeteilten Bereich zehn ungeimpfte Tiere gestellt. Über 18 Wochen wurden bei diesen Tieren die Abwehrstoffe sowohl im Blut (mittels ELISA-Test, einem antikörperbasierten Nachweisverfahren) als auch Tupferproben mittels PCR-Analyse (mit ihr kann das Erbgut nachweisen) untersucht. In den zugestallten Tieren konnte der Impfstamm zu keinem Zeitpunkt gefunden werden, während die geimpften Tiere nach der Impfung Antikörper entwickelten (Tabelle 1). Die Impfung der Junghennen erfolgte aus praktischen Gründen erst bei der Umstallung. Zuvor wurde die MS-Freiheit der Herde mittels PCR-Untersuchung festgestellt. Dies ist für den Erfolg der Impfung unbedingt notwendig. Auf der Produktionsfarm wurde das Betreuungspersonal getrennt. So wurde verhindert, dass die frisch geimpften Junghennen vor der Ausbildung einer Immunität von den alten, MS-positiven Tieren infiziert werden.

 

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Kaum noch Zehengelenksentzündungen aufgetreten

artikel-diagrammNachdem auf diese Weise alle auf dem Betrieb befindlichen Herden bzw. alle drei Altersstufen geimpft waren, wurde gemeinsam mit dem Tierhalter eine Bewertung der Impfung vorgenommen:

  • Die Impfung führte zu einem fast vollständigen Verschwinden der Zehengelenksentzündungen.
    Aufgrund der geringeren Tierverluste am Produktionsbeginn hat sich die Eizahl pro Anfangshenne erhöht
    (Tabelle 2).
  • Der Anteil der Sandkopfeier hat sich halbiert. Das hat nicht nur positive Auswirkungen auf den Anteil aussortierter Eier, sondern auch auf die Sauberkeit der Transportbänder sowie der Eier, da diese eine stabilere Schale haben. Daraus ergab sich ein verringerter Reinigungsaufwand für die Transportbänder.
  • Die wiederkehrenden E.-coli-Infektionen traten nach dem MS-H-Einsatz deutlich seltener auf. Da E.-coli-Infektionen als wichtigste Verlustursache angesehen werden, sollen sie mithilfe verbesserter bestandsspezifischer Impfstoffe weiter bekämpft werden. Auf einer anderen Farm, auf der sich die Legehennen immer zu Beginn der Legephase mit MS infizierten, wurde ein Teil der Herde gegen MS geimpft, um den direkten Effekt auf die Produktion zu sehen. Zusätzlich zur MS-Infektion trat in der siebten Produktionswoche eine IBQX-Infektion auf. Die geimpften Hennen reagierten deutlich weniger auf diese Viruserkrankung als die MS-ungeschützten Tiere (Grafik).

Fazit: Die Impfung wirkt

Es wurde festgestellt, dass in allen Betrieben durch die MS-H-Impfung die Produktionsdaten verbessert werden konnten. Außerdem führte der bessere Gesundheitsstatus dazu, dass die Herden resistenter gegen ungünstige Einflussfaktoren wie virale Erkrankungen, bakterielle Belastungen durch Staphylokokken und E. coli waren. Das trug nicht nur zu einer sichereren und kontinuierlichen Legeleistung bei, sondern auch zu einer Verminderung von antibiotischen Behandlungen. Diese Erfahrungen führen zu dem Schluss, dass Legehennenhalter mit dem Einsatz des neuen Impfstoffs die Möglichkeit haben, ihre Produktionsziele sicherer zu erreichen. Die Legeperiode solcher Herden verläuft ruhiger und es treten weniger unerwartete Probleme auf.

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